Die Ethnologin Rachel Etse sieht in den aktuellen Rassismus-Vorfällen im deutschen Fußball die Symptome für ein anhaltendes strukturelles Problem. "Ich habe, um ehrlich zu sein, einfach nur die Hände über den Kopf zusammengeschlagen", sagte die Rassismus-Forscherin im Deutschlandfunk mit Blick auf die jüngsten Vorfälle und deren mediale Aufarbeitung.
Etse kritisierte, dass weiter das Einzelfall-Narrativ dominiere. "Es wird einfach nicht anerkannt, dass es ein wiederkehrendes Muster über Jahrzehnte hinweg ist." Offizielle Statements von Funktionären und Verantwortlichen täuschten nur Handlungsbereitschaft vor, ohne echte Veränderungen zu bewirken, bemängelte sie.
"Für mich persönlich sind es wirklich diese ganzen Floskeln wie 'Wir stehen für Fairplay, für Respekt, für Vielfalt'. Ich kann es nicht mehr hören. Es ist nicht ehrlich, denn es müsste auch in der Praxis gelebt werden", sagte Etse, die an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mit den Schwerpunkten Afrika, Rassismus- und postkoloniale Kritik studiert hat. In ihrer Masterarbeit befasste sie sich mit der Beleidigungskultur im deutschen Männerfußball.
Etse stört sich an der mangelnden ehrlichen Reflexion in Vereinen und Verbänden. "Der erste Schritt ist die Anerkennung, dass Rassismus ein Teil der Fußballstrukturen ist. Man muss zugeben, wenn man keine Expertise im Umgang damit hat, und sich dann externe Hilfe holen", sagte sie.
In der ersten Runde des DFB-Pokals waren am vorvergangenen Wochenende gleich in mehreren Stadien Spieler rassistisch beleidigt worden. Betroffen war unter anderem beim Spiel von Lokomotive Leipzig der Schalker Christopher Antwi-Adjei.